Nun bin auch ich stolzer Besitzer einer Abmahnung vom "Verband erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller e.V.".
Wie begrüßt man sich nun eigentlich; "Willkommen im Klub" oder gibt es ein Erkennungsmerkmal, dass man sich ans Revers oder Auto heften kann. Das werde ich alles noch herausbekommen.
Nun ja, was soll's.
Der Verband hat sich ein paar Begriffe aus dem allgemein, umgangssprachlichen Wortschatz als Marke schützen lassen, von denen etwas auf meiner Internetseite zu finden war. Über Sinn und Zweck der Marke "erzgebirgische Holzkunst" und anderer allgemein gebräuchlicher Begriffe möchte ich nun nicht weiter philosophieren. Auch über den Umgang mit diesem Markenrecht muss der Verband und seine Mitglieder selbst entscheiden. Es gibt viele andere Möglichkeiten der Welt mitzuteilen das man sich mit Holzkunst befasst und seinen Firmensitz im Erzgebirge hat.
Ich war bisher der Meinung, dass es im Interesse der Holzkunst-Branche sinnvoller ist, in breiter Front und mit gemeinsamen Ideen und Slogans aufzutreten, aber offensichtlich muss ich mich da eines besseren belehren lassen.
Die letzten drei Monate eines jeden Jahres sind für uns Handwerksbetriebe die wichtigsten und arbeitsreichsten. Warum kommt die Abmahnung gerade jetzt Mitte November? Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Warum macht die Verbandsführung so etwas? Die Frage stellt sich doch.
Fürchtet der Verband etwa Gegenwind?
War der Aufschrei einiger Handwerker bei der letzten Diskussion mit uns Nichtzahlern zu laut und unangenehm? Geht es nur darum, Kritikern Knüppel zwischen die Beine zu werfen? Geht es dem Verband überhaupt um die Sache der erzgebirgischen Kunsthandwerker als Ganzes?
Auch die unangemessenen Fristen von 2 vollen Arbeitstagen (Brief wurde am Do von Herrn Bußmann geschrieben mit Termin Di der folgenden Woche, siehe unten), die der Verband stellt, sind bedenklich. Ich für meinen Teil konnte in diesem Fall noch darüber lachen. Da ich all meine Internetseiten selbst programmiere und daher die Fachkenntnis und die notwendigen Quelltexte, Datenbanken usw. selbst besitze und verwalte war es für mich eine halbe Stunde arbeit 1500 Artikel in 8 Shops zu scannen, zu ändern und neu ins Netz zu stellen. Aber was würde diese Aufgabe für andere Handwerksbetriebe zum Beispiel von Mitgliedern des Verbandes bedeuten, wenn sich diese unsägliche Praxis zum guten Ton der Kommunikation untereinander entwickeln würde? Man sollte vielleicht immer daran denken: Nur wer gar nichts macht, macht nichts verkehrt". Fehler passieren, der Umgang damit ist entscheidend.
Aber es ist wohl nicht an mir über den Umgang des Verbandes mit Nichtmitgliedern oder Kritikern nachzudenken. Die Diskussion gehört wohl ehr in die Reihen des Verbandes. Ich für meinen Teil würde dem Verband auch gerne erlauben meine Telefonnummer zu nutzen, um solche kleinen Probleme auf dem kurzen Weg zu klären. Aber nun ja, es ist anders gelaufen. Herr Rechtsanwalt Bußmann hat im Namen seines Mandanten eine Abmahnung auf den Weg gebracht. Den Schriftverkehr können Sie weiter unten nachlesen.
Eines an dem Schreiben von Herrn Bußmann hat mich ins Grübeln gebracht.
In dem Abmahnschreiben von Herrn Bußemann findet sich folgender Satz:
"Durch die Verwendung der Marke wird gegenüber dem Kunden impliziert, dass die von Ihnen vertriebenen Artikel identisch ist mit den qualitativ sehr hochwertigen und zertifizierten Waren derjenigen Hersteller Erzgebirgischer Holzkunst die im Verband organisiert sind."
Es lohnt, darüber nachzudenken. Woraus ergibt sich Qualität? Wer bestimmt sie und wer macht sie vergleichbar?
Dieser Satz sagt doch nichts anderes aus als das es eine klare Qualitätsgrenze zwischen den Betrieben von Mitgliedern und Nichtmitgliedern des Verbandes gibt.
Dieser Gedanke vom Verband geäußert ist uns nicht neu.
Schon vor drei Jahren haben wir uns mit dem Verband über dieses Thema auseinandergesetzt. Damals war in einem Artikel der Freien Presse, in dem Herr Uhlmann als Gesprächspartner vermerkt war, zu lesen, daß unter anderem Nichtmitglieder des Verbandes: "Hersteller von sogenannten Plagiaten und Billigprodukten" sind. Die Idee das es eine feste Qualitätsgrenze zwischen den Verbandsmitgliedern und allen anderen Betrieben gibt scheint somit fester Bestandteil in der Gedankenwelt des Verbandsvorstandes zu sein.
Nehmen wir diese Idee für einen Augenblick ernst und gehen wir davon aus das es tatsächlich eine Qualitätsgrenze gibt die an die Verbandsmitgliedschaft gebunden ist. Welch Konsequenzen hat dieser Gedanke?
Wenn die Qualität eines Mitglieds im Verband durch die Zahlung des Mitgliedsbeitrages gewährleistet ist, warum sollte dann dieser Handwerker sich Gedanken über neue Produkte machen, oder wie er bestehende Produkte noch besser machen kann usw. Selbst das Schärfen seines Dreheisens wäre ohne Bedeutung denn die Qualität ist durch seinen Mitgliedsbeitrag gesichert.
Vielleicht verstehen wir den Satz in Herrn Bußmanns Schreiben ja auch ganz falsch. Vielleicht haben ja Verbandsmitglieder gar keine höhere Qualität wie Nichtverbandsmitglieder. Der Satz beschreibt ja nur eine Grenze und er besagt ja nicht, wer auf welcher Seite steht. Dieser Gedanke ist gar nicht so abwegig. Ich habe einige namhafte Betriebe vor Augen, die nicht nur Spitzenqualität abliefern, sondern in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten Maßstäbe in Design und Qualität gesetzt haben. Diese Betriebe sind allesamt keine Mitglieder im Verband. Wenn man nun diese Betriebe mit der Qualitätsgrenze des Verbandes in Verbindung bringt, heißt das nichts anderes als das Verbandsmitglieder eine schlechtere Qualität abliefern.
Auf Qualität zu achten und dieses auch hervorzuheben, ist wichtig und richtig und mit Sicherheit auch eine Aufgabe des Verbandes für
seine Mitglieder. Gehört es aber ebenso zu den satzungsmäßigen Aufgaben des Verbandes ein Pauschalurteil über andere abzugeben.
Diese Argumentation führt zu einer Zersplitterung der Branche. Ich glaube nicht das es im Sinne der Verbandsmitglieder ist, mit einer Qualitätsgrenze Zwietracht unter den Handwerkern zu säen.
Ich denke spätestens jetzt hat jeder begriffen wie absurd der Gedanke einer Qualitätsgrenze zwischen Verbandsmitgliedern und allen anderen Betrieben ist!
Die Qualität wird durch viele Merkmale bestimmt:
- Innovationskraft einer Firma,
- Fleiß und handwerkliches Geschick,
- Erfahrungsschatz der Mitarbeiter,
- die materiell-technische Ausstattung u.v.m.
Wovon sie mit Sicherheit nicht abhängt, ist der Mitgliedsbeitrag im Verband.
Auch zur Bewertung der Qualität ist der Verband eine schlechte Wahl. Die beste Bewertung ist die Freude, die wir unseren Kunden bereiten, ist die Bereitschaft von Menschen mit unseren Produkten anderen eine Freude zu machen und unsere Erzeugnisse als ihre Tradition zu betrachten. Das schönste Lob für die Qualität unserer Produkte sind aber nach wie vor leuchtende Kinderaugen. Und ich denke ich verspreche Ihnen hier und heute nicht zu viel, wenn ich ihnen sage, dass alle Handwerksbetriebe des Erzgebirges auch in Zukunft alles tun werden, um Ihnen Freude zu bringen und das Leuchten der Kinderaugen zu erhalten.
Daniela und Matthias Suchfort
DAMASU - Holzkunst aus dem Erzgebirge
bisheriger Schriftverkehr zur Abmahnung
Kommentare:
"Kopf schütteln" ... da macht man sich so seine Gedanken ... Warum wird ständig GEGENEINANDER, statt MITEINANDER gearbeitet ?????
Christina Limbach, 09.12.2012, 11:30 FB
Da gebe ich Christina vollkommen recht. Vielleicht weil man gemeinsam
etwas erreichen könnte...und das ist anscheinend nicht gewollt.
Daniela Suchfort, 09.12.2012, 14:07 FB
Traurig, traurig! Vielleicht kommt es noch soweit, daß ich als Seiffner Holzspielwarenmacher nicht mehr sagen darf, daß ich aus Seiffen stamme, in Seiffen wohne und gar erzgebirgische Holzkunsterzeugnisse herstelle?
Darf ich bald nicht mehr sagen was ich gelernt habe und seit vielen Jahren mit Liebe und Leidenschaft ausübe?
Dazu darf es doch nicht kommen! Ich wünsche und hoffe, daß sich sehr,
sehr viele Handwerker der "erzgebirgischen Holz-und Volkskunst" melden und Ihre Erfahrungen mit dem Verband kund tun.
Gerd Hofmann , 09.12.2012, 14:44 FB
Unter
einer schönen Adventszeit kann man sich etwas anderes vorstellen als
das. Und man könnte meinen das hier jemand ausgerechnet in dieser
Jahreszeit nicht mit Gegenwind gerrechnet hat.
Daniela Suchfort
, 09.12.2012, 14:09 FB
unglaublich ........
Bui Buisser
, 09.12.2012, 15:27 FB
Es ist doch schon bekloppt, das man sich Begriffe wie "Erzgebirge" "Holzkunst" usw. überhaupt schützen lassen kann.
Wer trägt sowas ein, wer genehmigt sowas? Das ist Schwachsinn...
Und es geht nur ums Geld... nix anderes...
Werden wir demnächst abgemahnt, weil wir Seiffen als (ehem.) Wohnort stehen haben... oder Olbernhau als Geburtsort???
Dirk Bellmann
, 09.12.2012, 15:30 FB
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen. Aber das machen dann andere, nämlich die darüber lachen, wenn sich die kleingeistigen Gebirgsbewohner selbst zerfleischt haben. Traurig.
Alwin auf der Landstraße
, 09.12.2012, 15:41 FB
Bin der Meinung das der Wortlaut Erzgebirgische Holzkunst nie als Marke zugelassen werden sollte. Vorallem als Wortmarke. Der Begriff existiert doch bestimmt schon Ewigkeiten. Glaube nicht das der Anmelder der Marke auch der Urheber/Erfinder von "Erzgebirgische Holzkunst" ist.
Maik Heidner
, 09.12.2012, 16:13 FB
p.s. schreibt doch einfach Holzkunst aus dem schönen Erzgebirge, klingt eh schöner-)))
Maik Heidner, 09.12.2012, 16:14 FB
Nur das es eben dann Leute gibt die sich auch "Holzkunst aus dem schönen Erzgebirge" schützen lassen würden... die großen Konzerne machen es doch vor und die kleinen machens nach... traurig aber wahr...
Dirk Bellmann, 09.12.2012, 16:19 FB
Vielen Dank für die ersten Reaktionen. So schnell habe ich gar nicht damit gerechnet. Wenn ich mal zusammenfassen darf, dann herrscht doch allgemeines Unverständnis über soviel politisches Ungeschick von Seiten des Verbandes. Das trifft auch meine Einschätzung. Deshalb noch einmal die berechtigte Frage: Welche Motivation steck hinter solch einem Handeln? Ist Wirklich die Förderung der Holzkunst-Branche noch das Ziel des Verbandes? Wenn ja, dann gehen Anspruch und Wirklichkeit sehr weit auseinander, weil Zersplitterung und Zwietracht keine Stärkung des Erzgebirges zur Folge haben können.
Matthias Suchfort
Ja der Stein ist ins rollen gekommen.Bleiben wir gespannt, wie sich das entwickelt. Das lassen sich die Handwerker nicht gefallen! Auf jeden Fall gibt es ab jetzt Gegenwind für " den Verband". Schade, aber es wird höchste Zeit!
Gerd Hofmann, 09.12.2012, 16:31 FB
Hallo Matthias,
habe heute mit einigem Kopfschütteln den Beitrag verfolgt:
Seitdem mir auf dem Schwarzenberger Weihnachtsmarkt auch ein Chinese
untergejubelt wurde, kann ich Bestands- und Markenschutz der "Originale" aus dem
Erzgebirge schon verstehen.
Aber mit welchen Mitteln und gegen welche Leute gekämpft wird, das entzieht sich
meinem Verständnis.
Aber unabhängig davon - warum ich Dir schreibe, hat einen besonderen Grund.
Die Kommentare in Deinem Blog beinhalten evtl. die strittigen Begriffe.
Aus reiner Vorsicht würde ich Dir raten, die Kommentare gut zu prüfen.
Nichts wäre ärgerlicher, wenn die Herren auf den Trichter kommen, die
Bloginhalte abzumahnen.
Ich will das nicht übertreiben, aber die Erfahrung spricht da ein deutliche Sprache.
In dieser Richtung komme ich mir manchmal selbst wie auf sehr dünnem Eis vor.
Bilder, Texte, nicht aktuelles Impressum, Shopartikel - aus allem scheint sich
schnelles Geld durch Abmahungen machen zu lassen.
Trotzdem, ich wünsche Euch viel Erfolg im aktuellen Geschäft und einen langen
Atem bei den "kleinen Nebensächlichkeiten".
Viele Grüße,
Gerald, 09.12.2012, 18:47 eMail
Hallo Gerald,
vielen Dank für Deinen, wie immer, gut gemeinten Rat. Deine Bedenken sind nicht von der Hand zu weisen und sollten von allen beherzigt werden. Es
ist zwar viel von der Meinungsfreiheit abgedeckt und nach Rücksprache
mit einem Patentanwalt ist auch die Nutzung der umstrittenen Begriffe im
Fließtext unbedenklich, weil allgemeiner Sprachgebrauch, aber nach
allen Erfahrungen, die wir bisher mit dem Verein gemacht haben, ist
durchaus damit zu rechnen, dass wir mit Dreck beworfen werden. Den Rest sehe ich auch so. Es geht um das schnelle und leichte Geldverdienen und anderen das Leben schwer zu machen.
Viele Grüße Matthias, 10.12.2012, 13:26
Diskussion
Ich möchte an dieser Stelle noch auf einen weiteren Satz von Ihnen eingehen.
Zitat:
"Für mich stellt sich vielmehr die Frage, warum dieser imaginäre Mitgliedsbeitrag für den Verband von diesen Firmen nicht aufgebracht werden möchte?"
"Imaginäre Mitgliedsbeitrag" ist wohl nicht die richtige Wortschöpfung. Der Mitgliedsbeitrag ist absolut "REAL". Ich kann Ihnen natürlich diese Frage nicht im Namen aller beantworten, aber ich kann Sie für mich beantworten.
Ich bin in meiner gesamten Zeit im Erzgebirge mit meinen Projekten immer für die gemeinsame Sache der Erzgebirgler eingetreten. Ich habe nie jemanden bevorzugt oder zurückgesetzt, ich habe nie jemanden bewusst Knüppel zwischen die Beine geworfen oder jemanden unfair angezählt. Auch in Zukunft werde ich das nicht tun und ich möchte auch nicht, dass jemand so etwas in meinem Namen tut.
Noch einen kleinen Hinweiß zum Schluss. Ihre Mitgliedsbeiträge werden nicht nur für die Aufrechterhaltung der Markenrechte eingesetzt, sondern auch für solche Zankereien.
Matthias Suchfort, 10.12.2012, 14:00
Gerd Hofmann, 09.12.2012, 21:33 FB
Hallo, Ihr Beiden,
das ist ja wirklich traurig, mit was Ihr Euch (noch dazu in der Adventszeit)rumschlagen müßt.
Man glaubt kaum, was es so alles gibt...
Laßt Euch nicht unterkriegen und genießt die Vorweihnachtszeit trotzdem!
Annett Lange,09.12.2012, 21:25, eMail